Der Tag 2
Am nächsten Morgen, es war Freitag der 13-te, erwachte ich
schon um 4 Uhr. Ich hatte nur ein paar Stunden geschlafen. Der Jetlag machte
sich bemerkbar, für mich war es schon 12 Uhr mittags. Bis zum Frühstück gab es
noch drei Stunden zum totschlagen. Doch wenn man wie ich in den Sozialen
Medien zu Hause ist, geht die Zeit relativ schnell vorbei. Ich musste auch alle
meine Freunde und Verwandte zu Hause beruhigen, die wissen wollten ob ich gut
angekommen war. Ich verstand den ganzen Rummel nicht. Ich wusste, dass ab heute
die Europäer nicht mehr ins Land gelassen werden, aber das beschäftigte mich
nicht gross. Im Gegenteil. Ich dachte, dass es sogar ein Vorteil sein wird, wenn die
Touristenattraktionen nicht so überfüllt sind.
Ich hätte nie gedacht, dass sich die Welt innerhalb von zwei
Tagen so verändern kann. Die Schweiz brauchte Wochen um sich zu entscheiden wenigstens
Grossanlässe zu verbieten. Bei uns waren immer noch alle Restaurants offen und
in Deutschland wurden immer noch Fussballspiele vor Publikum durchgeführt. Bis
die Amerikaner anfangen Massnahmen zu treffen, werde ich schon wieder auf dem
Weg nach Hause sein.
Für mich war es klar, dass man als Europäer nur nicht
einreisen kann. Ausreisen kann man immer, dachte ich. Die Swiss kommt mit leeren
Flugzeugen und holt uns ab, oder sie delegieren das an eine andere
Gesellschaft. Dachte ich. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wird es mir klar,
dass ich mir die Sache gar nicht richtig überlegt hatte, weil ich unbedingt
nach LA wollte. Ich bin wie ein Pitbull. Wenn ich mich in etwas verbeisse, kann
man mich kaum stoppen.
Nach dem Frühstück holte mich Alejandro ab.
«Universalstudios sind geschlossen», sagte er als wir
losfuhren.
«Was?», fragte ich einsetzt.
«Ja. Ebenso Museen und andere Attraktionen.»
«Was machen wir jetzt?»
«Wir könnten zu Hollywood Hills fahren und das
Griffith-Observatorium besuchen», antwortete Alejandro. «Das Observatorium ist
zwar geschlossen aber die Aussicht von oben ist grandios!»
Also fuhren wir zu den Hills. Es regnete in Strömen. Alejandro
zeigte mir immer wieder Stellen von wo aus man normalerweise das Hollywood
Zeichen sieht. Doch die graue Sauce, die aus dem Himmel schüttete, verhinderte
jede Aussicht.
«Hoffentlich sehen wir etwas von dort oben», sagte ich.
«Hey, das ist LA! Hier kann das Wetter plötzlich wechseln! »,
antwortete Alejandro fröhlich.
Unterwegs zeigte er mir wo die Szene aus «Papi Chulo», wo er
und Matt Bomer wandern gehen, gedreht wurde. Wir waren alleine unterwegs zu den
Hills. Die leeren Parkplätze, die sonst von Touristen heiss begehrt sind,
wirkten gespenstisch. Nur ein Kojote kam uns entgegen.
«Wie passend!», sagte Alejandro. «Ein Kojote!»
Im Film «Papi Chulo» symbolisieren Kojoten die Einsamkeit. Dass wir gerade hier einem begegneten, war
schon ein besonderer Zufall.
Als wir beim Observatorium angekommen waren, regnete es
immer noch in Strömen. Zum Regen gesellte sich noch der Nebel. Von der Aussicht
war keine Rede. In weiter Ferne erahnte man die Hochhäuser von Los Angeles. Wir machten einige Fotos und fuhren zurück. Bei
einem Starbucks Coffee hielten wir an, um einen Kaffee zu trinken und den
weiteren Ablauf des Tages zu planen. Alejandro lebt seit vielen Jahren in LA.
Er hat eine kleine Wohnung im Stadtteil Hollywood und kennt alles was man dort kennen
muss. Wir fuhren zu einem Hügel auf dem es ausschliesslich wunderschöne Viktorianischen
Häusern gab. Der Regen liess etwas nach.
Wir machten einen kleinen Spaziergang. Auf dem Weg zurück zeigte er mir eine
Stelle wo «Fast and Furious» gedreht wurde, in dem er eine Nebenrolle spielte. Es
war die Stelle wo Paul Walker immer sein Sandwich bestellte.
Ebenso fuhren wir zu einem kleinen See wo die "Papi Chulo" Boot-Szene gedreht wurde.
Zum Mittagessen gingen wir in eine Vinothek. Er wusste, dass ich gerne Wein trinke. Das
Essen war grossartig! Der Wein auch. Ein junger Mann spielte auf der Gitarre
Latino-Musik. Wir überlegten wohin wir noch gehen könnten. Doch es blieben
nicht viele Möglichkeiten. Der Strand beim Regen zu besuchen machte auch keinen
Sinn.
«Ich muss heute Abend meinen Schwestern helfen die Party
vorzubereiten. Wenn du willst, kannst du mitkommen.»
«Ich möchte euch nicht stören», antwortete ich.
«Du störst nicht. Hier ist eh alles zu.»
Ich fühlte mich geehrt, dass er mich zu sich nach Hause
eingeladen hat. Ich weiss, dass die Familie für ihn heilig ist.
«Allerdings, werden wir dort übernachten müssen. Mit der Rushhour
dauert die Fahrt 3 Stunden. Und die Party ist schon ab morgen Nachmittag.»
«Habt ihr Platz für
mich?», fragte ich.
«Mehr als genug!», antwortete
Alejandro.
Fortsetzung folgt…
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