Der Tag 1
Nach meinem Kurztrip nach LA (4 Tage) habe ich mich entschlossen
den Rest meinen Ferien in einer 14-tagigen freiwilligen Isolation zu verbringen.
Warum?
Bevor ich die Geschichte erzähle, möchte ich meine Isolation beschreiben. Richard und ich haben ein Wohnmobil. Es steht direkt vor unserem Haus. Es ist nicht all zu gross aber auch nicht klein. Und es ist komplett eingerichtet mit Küche, Bad mit WC und Dusche, Schlafraum, Wohnraum. Eine GAS-Standheizung gibt es auch. Unser Haus hat mehrere Eingänge. Einer ist hinter dem Haus und führt direkt in die Waschküche. Dort kann ich den Nachschub von Wasser holen oder das Abwasser entsorgen, ohne Kontakt mit etwas aus dem restlichen Haus zu haben. Ein Mal pro Tag gehe ich mit meinem Hund Lennon in den Wald spazieren. Er braucht es und ich auch. Ich meide Leute. Lennon versteht aber nicht so recht warum ich ihn in die Garage lasse, und sofort verschwinde. Mein Mann bekocht mich wie immer. Wir haben einen Tisch neben dem Eingang des Wohnmobils eingerichtet. Er stellt das Essen dort hin und wenn er weg ist, öffne ich die Tür und nehme es. Ich wasche selber ab und behalte alle Teller bei mir. Wir haben genug Geschirr. Im Kühlschrank habe ich einige Kleinigkeiten für zwischen durch und einige Flaschen Weisswein, ich habe schliesslich Ferien. Und zu Ferien gehört der Alkohol. Zum Mittagessen gab es heute Fleischsuppe und zum Abendessen mein Lieblingsgericht Spaghetti Bolognese. Den Aperitif nehmen wir zusammen – per Videokonferenz. Wir stossen über die Kamera an. In der ersten Nacht habe ich wunderbar geschlafen! Ich war zuvor 30 Stunden unterwegs, ohne es zu wissen, ob ich es bis nach Hause schaffen werde. Am Nachmittag habe ich bereits wieder Siesta gemacht. Eine Isolation hat auch Vorteile – man hat plötzlich Zeit.
Und nun zu meiner Geschichte:
Ich fühle mich nicht krank oder so, aber in den letzten 4 Tagen
habe ich mehr sozialen Kontakten gehabt als ich es normalerweise in einem
ganzen Jahr habe. Auch gab es einige hustende und niesende Asiaten mit Masken
im Flugzeit nach LA. 12 Stunden lang. In LA holte mich mein Freund Alejandro am
Flughafen ab. Er war der Grund warum ich mich trotz unsicherer Lage für diese
Reise entschieden hatte. Er feierte seinen 60 Geburtstag und ich war eingeladen.
Die Puritaner unter euch fragen sich bestimmt warum eine verheiratete Frau über
den Ozean fliegt um bei dem Geburtstag eines anderen Mannes dabei zu sein?
Stellt euch mal vor Männer und Frauen können tatsächlich richtige Freunde sein!
Ohne Hintergedanken. Das gibt es wirklich! Das Geheimnis, wer Alejandro ist und
wie es zu dieser Freundschaft kam, werde ich später lüften.
Also als Alejandro und ich in seinem Auto zu meinem Hotel
fuhren, hustete er ein wenig.
«Hustest du?», fragte ich beunruhigt.
«Das ist doch nichts!», sagte er.
«Findest du es gut, wenn du das Fest machst?», fragte ich
weiter.
«Warum nicht?», stutzte er. «Das Wetter sollte einigermassen
sein.»
Die Wetterprognosen waren alles andere als das was man in LA
erwartet. Aber die waren nicht das, was mich beunruhigte.
«Ich meine nicht wegen des Wetters.»
«Warum denn?»
«Wegen Corona!»
«Ach», winkte er ab «das ist ein Familienfest!»
Ich sah ihn an. Er machte einen Witz dachte ich. Aber nein,
er meinte es ernst.
«Don’t worry!» Er lachte spitzbübisch. «Das ist alles Panikmacherei!
Es ist eine Grippe und nicht mehr.»
«OK», dachte ich. «Du kannst deine Meinung haben,
aber ich werde mich von dir und den Leuten auf dem Fest auf Distanz halten.»
So war es gedacht. Doch es kam ganz anders…
In der Bar meines Hotels lud ich Alejandro zum Abendessen ein.
Aus dank, dass er mich abgeholt hat. Ich bat ihn etwas Mexikanisches zu
bestellen. Er bestellte Nachos und Jalapenos. Und da war es vorbei mit «Sozialen
Distanz». Das Essen ass man mit Finger, aus dem gleichen Teller!
Ich gebe es zu – es ist schwierig für einen Hypochonder wie
ich, seine Angst von der Ansteckung einfach abzulegen. Aber ich mag Alejandro
und wollte ihn nicht beleidigen. So desinfizierte ich meine Hände mit einem
Mittel das ich dabei hatte und ass aus dem gleichen Teller. Dazu trank ich zwei
Prosecco– als innere Desinfektion. Das bewirkte auch, dass es mir danach egal
war, ob ich mich anstecke.
Wie die Geschichte weiterging, erzähle ich euch morgen.
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