Seiten

Dienstag, 24. März 2020

Mein Trip nach LA in der Corona Zeit - Teil 7


Tag 7

Alejandro



 

Und nun wer ist dieser Alejandro Patino? Und was habe ich mit ihm zu tun?

Alejandro ist ein Philanthrop – eine den Menschen bzw. der Menschheit freundlich gesinnte Person. Hat mal ein Freund von ihm gesagt. Besser könnte man ihn nicht beschreiben. Alejandro ist ein amerikanischer Schauspieler. Doch auf seine Karriere möchte ich hier nicht gross eingehen. Darüber kann man in Wikipedia unter  https://en.wikipedia.org/wiki/Alejandro_Patino  lesen. Ich möchte den Mensch Alejandro beschreiben.

Alles was Alejandro macht, macht er leidenschaftlich. In den jungen Jahren tanzte er. Ich habe eine Ballett-Nummer mit ihm gesehen. Er bewegte sich elegant mit unendlich viel Grazie. Seit ich seine Familie tanzen gesehen habe, weiss ich – den Patinos liegt das Tanzen im Blut. Alejandro singt auch sehr gut und sehr gerne. Er spielt auch Gitarre.

Er liebt Sozialen Medien. Nein, er liebt sie nicht nur, er lebt darin. Er ist omnipräsent im Facebook und Instagram, Twitter braucht er nur für seine politischen Meldungen. Er setzt sich für die Uramerikaner, für die Arbeiter, für die Gewerkschafter, für seine Freunde die gerade für ein Projekt Werbung machen. Er postet lustiges, kurioses, ernstes, trauriges. Oft grüsst er seine Freunde persönlich im Facebook, wenn er sieht, dass sie online sind. «Good mornig! How are you doing?» Er ist mit ganzer Welt befreundet. Auch mit meiner Mutter, meiner Schwester, meiner Nichte, meinem Ehemann. Er liebt es Freundschaften zu schliessen!

Als Schauspieler finde ich ihn grossartig. Er redet mit seinem Gesicht. Wofür andere mehrere Sätze brauchen, schafft er es mit einem einzigen Gesichtsausdruck. Ich bin überzeugt, dass der Grund warum er nie den grossen Schauspielerischen Durchbruch geschafft hat, nicht an seinen schauspielerischen Qualitäten lag. Es lag an seinem Aussehen, meiner Meinung nach. Alejandro hat ein typisches mexikanisches Gesicht. Er ist sozusagen der Prototyp eines Mexikaners. Das reduziert natürlich das Angebot der Rollen enorm. Er kann nur den Mexikaner spielen! Und wenn man ehrlich sein will, sind solche Rollen oft ziemlich stereotyp.

Grosses Glück hatte Alejandro als er die Hauptrolle im «Papi Chulo» bekam. Er spielte auch hier einen Mexikaner aber diese Rolle war alles andere als stereotyp. Er spielte Ernesto, einen mexikanischen Tagelöhner, der täglich vor einem Handwerker Laden auf temporäre Jobs wartete. Eines Tages nahm ihn Sean, ein berühmter Wettermann aus LA mit. Er sollte seine Terrasse streichen. Obwohl Ernesto nicht English sprach und Sean nur einzelne Wörter Spanisch, entwickelt sich bald eine Freundschaft zwischen den zwei ungleichen Männern. Das war die perfekte Rolle für Alejandro! Da er nicht viel reden konnte, musste er seine Gefühle und seine Gedanken mit dem Gesichtsausdruck zeigen. Und das ist seine Stärke! Ich finde den Film grossartig! Nicht zuletzt wegen der Performance von Alejandro.

Die Rolle von Sean spielte Matt Bomer, der aus Serien wie «White Collar» und «The Last Tycoon», sowie aus Film «Magic Mike» bekannt ist. Zu jener Zeit war ich ein grosser Fan von Matt Bomer. Ich verfolgte alles über ihn und hatte bereits einige Kontakte mit den anderen Fans, unter anderem mit seinem wahrscheinlich grössten Fan auf der Welt, Patricia aus Wien. Wir lernten uns in New York kennen, als Matt Bomer am Brodway spielte. Wir verstanden uns auf Anhieb und entschieden uns, von nun an Matt gemeinsam nachzureisen, wenn er einen öffentlichen Auftritt hat. Bald hörten wird, dass er in einem Film namens «Papi Chulo» eine Rolle bekommen hatte, zusammen mit Alejandro Patino einem amerikanischen Schauspieler mit mexikanischen Wurzeln.

Da Matt Bomer 600 000 Follower im Twitter hatte, war es fast unmöglich von ihm wahrgenommen zu werden. Umso einfacher war es mit Alejandro Patino in Kontakt zu treten. Er hatte nur 800 Follower und war noch auf Support der Fans angewiesen. Bald waren wir mit ihm in Twitter, Instagram und Facebook befreundet. Ich gebe es zu, am Anfang war es reines Kalkül. Wir erhofften uns durch Alejandro auch an Matt näher ranzukommen, wenn wir zu der Premiere reisen werden. Doch wie länger wir per Sozialen Medien kommunizierten, umso mehr war uns Alejandro nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Mensch sympathisch. Als es bekannt wurde, dass «Papi Chulo» an einem Festival in London gezeigt wird, begannen Patricia und ich unsere Reise zu planen. Wir fragten Alejandro, ob er mit uns in London etwas trinken würde und er sagte zu. Mann waren wir stolz! Wir waren mit einem Hollywood Schauspieler verabredet! Einem der sogar Matt sehr gut kannte. Er wurde sozusagen zu Brücke zwischen uns und Matt.  Doch wir waren uns bis zuletzt nicht ganz sicher, ob das Treffen wirklich stattfinden wird, oder ob Alejandro das nur so sagte.

Am Tag der Premiere warteten einige Hundert Fans auf die Schauspieler vor dem Kino. Die meisten warteten auf Matt Bomer. Patricia und ich hielten Ausschau auch nach Alejandro. Plötzlich kam er zu Fuss über den Platz. Teilweise wurde er gar nicht wahrgenommen, im Gegensatz zu Matt der sich von Fans nicht retten konnte. Er erkannte uns sofort.

«Ah, du bist Patricia! Und du Katia!», rief er erfreut. Wir machten Fotos und wechselten einige Worte. Inzwischen haben ihn die anderen «Papi Chulo» Fans auch entdeckt und es ging los mit Selfies und Autogrammen.

«Ich sehe euch nach dem Kino», sagte er zu uns bevor wir uns in Richtung Matt, der gerade über den Platz lief, bewegten. «Wartet hier. Ich werde euch da abholen.»

Bis zuletzt war ich mir nicht sicher, ob er wirklich kommt. Doch er kam. Er umarmte mich und Patricia und lief mit uns durch die ganze Fangemeinde, die sich noch auf dem Platz taumelte. Eva, ein anderer Fan von Matt aus Holland, die mit uns zusammen nach London kam, war aber gerade weg. Da wir nicht wussten wo sie gerade war, gingen wir ohne sie. Alejandro war nicht alleine. Er hatte Donald, einen Freund dabei, den er aus LA kannte und der jetzt in London wohnte.

«So Girls», fragte uns Alejandro. «Wohin möchtet ihr gehen?»

«Keine Ahnung», antwortete ich. «Hast du Hunger? Oder gehen wir nur was trinken?»

«Etwas essen möchte ich schon», sagte er.

Wir liefen gerade an einer grossen Bar vorbei. Dort schien ziemlich viel los zu sein.

«Wollen wir mal hier rein?», sagte er.

«Ok. Warum nicht?»

An der Tür hielt uns Security auf.

«Zu der Papi Chulo After Party», sagte Alejandro zu dem Mann.

Er liess uns durch – alle vier.

Alejandro ging voraus, dann Donald und am Schluss Patricia und ich.

«Hast du das gehört?», flüsterte ich in Patricias Ohr. «Er nimmt uns zu der Papi Chulo Party!»

Unser kühnster Traum ging in Erfüllung! Wir werden bei der After Party "unseres" Filmes sein. Gemeinsam mit Matt und Alejandro den Hauptdarstellern. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Als wir in den ersten Stock ankamen, sahen wir Matt sofort. Er war an der Theke vertieft im Gespräch mit jemanden. Wir setzen uns an einen Tisch in der Nähe. Alejandro brachte uns Essen und Trinken. Als wir alle etwas in der Hand hatten, setze er sich zwischen mir und Patricia und sah uns an.

«Da habt ihr euren Matt!», sagte er lachend und zeigte auf Matt. «Ich weiss, dass ihr euch mit mir verabredet habt, nur an ihn ranzukommen.»

«Das ist sicher nicht deswegen!», protestierten wir halbherzig.

«Nein?» Er lachte schelmisch. «Und wenn es so wäre, hätte ich damit kein Problem.»  

Das lockerte die Stimmung. Wir sahen Alejandro plötzlich mit anderen Augen. Er nahm an, dass wir über ihn am Matt rankommen wollten und ging mit uns trotzdem zu der Party! Was für ein netter Mensch!

Nach einer Weile gingen Donald und Alejandro plötzlich weg. Wir sahen es, dass sie mit Matt Fotos machten.

«Wir dürfen jetzt nicht zu Matt», sagte ich zu Patricia schnell bevor sie zurückkamen. «Wir sind mit Alejandro gekommen. Wir müssen ihm beweisen, dass wir uns nicht nur wegen Matt mit ihm getroffen hatten.»

So war es auch. Wir lachten, machten Fotos und hatten viel Spass mit Alejandro. Auch ohne Matt.

«Was meinst du», sagte Patricia plötzlich zum Alejandro. «Besteht eine Möglichkeit, dass wir ein Foto mit Matt machen?»

«Of course!», sagte Alejandro und sah sich gleich nach Matt um.

Plötzlich sahen wir, dass Simon, der Ehemann von Matt kam und zu Matt etwas sagte. Gleich darauf machten sie sich auf den Weg. Sie gingen an uns vorbei. Alejandro rief seinen Namen, doch die waren sehr in Eile und haben ihn gar nicht gehört.

Etwas später machten auch wir uns auf den Weg.

«Schade, dass wir drinnen nicht richtig reden konnten», sagte ich als es draussen etwas ruhiger wurde.

«Wenn ihr möchtet, können wir uns morgen zum Frühstück treffen», sagte Alejandro.

Klar wollten wir das!

«Ich hole euch ab», sagte er. «Hier ist meine Telefonnummer. Ruft mich an, wenn ihr bereit seid.»

Wir tauschten die Telefonnummer und verabschiedeten uns.  

Auf dem Weg zum Hotel konnten wir unser Glück kaum fassen. Wir hatten etwas erreicht, dass kein Fan von Matt Bomer je erreichen wird. Wir waren an gleicher Party mit ihm! Und wir hatten die Telefonnummer von Alejandro, einem Hollywood Schauspieler. Er wird uns morgen in unserem Hotel abholen. Das war unglaublich. Wir spürten eine tiefe Dankbarkeit Alejandro gegenüber. Ich glaube für mich fing unsere Freundschaft an jenem Abend an.

Doch am nächsten Morgen kam eine SMS von ihm, dass er ein Termin gleich nach dem Frühstück hat und leider nicht kommen kann. Aber am Abend nach der Vorstellung könnten wir zusammen essen gehen, falls wir Zeit haben. Natürlich hatten wir Zeit!

Am Abend sassen wir in der ersten Reihe im Kino. Nach dem Film kamen Matt, Alejandro, der Regisseur, die Produzentin und der Organisator auf der Bühne. Die standen nur einige Meter von uns entfernt. Ich machte unzählige Fotos, während sie Fragen der Fans beantworteten. Als sie nach der Fragerunde nach draussen gingen, kam Alejandro plötzlich auf mich zu. Er nahm meine Hand mit den seinen und entschuldigte sich, dass er am Morgen absagen musste. Er hat noch schnell einen Termin aber wir sollen schon mal irgendwo gehen. Er kommt nach. Zwei Hundert Paar Augen im Kino waren auf uns gerichtet. Mann war ich stolz!

Wir verbrachten einen wunderschönen Abend zusammen. Auch die dritte im Bunde, Eva, war diesmal dabei. Wir gingen mexikanisch essen. Alejandro als Mexikaner wusste was und wie man bestellen muss. Wir lachten viel. Ich wollte ständig Eva, die ledig ist, mit Alejandro verkuppeln. Irgendwann im Verlaufe des Abends wurde der Status «Fans» offiziell in «Freunde» umgewandelt. Wir verabschiedeten uns herzlich. Bald werden wir uns wiedersehen, war abgemacht. Wenn «Papi Chulo» nach Dublin kommt.

Im Februar 2019 war es so weit. «Papi Chulo» kam nach Dublin. Patricia und ich reservierten ein Zimmer im gleichen Hotel wie Alejandro. Wir verbrachten fast die ganze Zeit miteinander. Wenn Alejandro keine Termine hatte, war er mit uns zusammen. Die Freundschaft wuchs. Obwohl er mehrheitlich gewarnt wurde, sich nicht mit Fans einzulassen, stand er zu uns. Er nahm uns sogar nach der Kinovorführung im Auto mit, das ihm samt Chauffeur zur Verfügung stand. Am letzten Tag nahmen wir gemeinsam in unserem Hotel das Frühstück und dann ging jeder seinen Weg: Patricia flog zurück nach Wien, Alejandro nach Glasgow und ich nach Edinburgh.

Bereits einen Tag später meldete sich Alejandro bei mir. Er käme mit Donald und Michael, einem Freund aus Amerika nach Edinburgh. Ob ich Lust habe den Tag mit ihnen zu verbringen. Natürlich hatte ich Lust! Wir verbrachten einen sehr schönen Tag zusammen. Nun hatte ich definitiv einen Freund in Hollywood. Auch Michael und Donald waren sehr nett. Was mir an Alejandro besonders gefiel, er überschritt nie eine Grenze. Egal in welcher Richtung. Er war immer höflich, freundlich, lustig. Er war für jeden Spass zu haben. Irgendwann kam die Frage seiner Kollegen in welcher Beziehung Alejandro und ich stehen.

«Wir sind Freunde», antwortete er.

«Nur Freunde?», fragte Michael. «Wie ist das möglich?»

«Erstens ist Katia verheiratet. Und zweitens, möchten wir die gute Freundschaftliche Beziehung behalten.»

Ich war froh, dass er das auch so sieht. Doch es wurde mir auch bewusst, dass die meisten Menschen diese Freundschaft nicht verstehen werden. Weil wir Mann und Frau sind. Doch ich sehe in Alejandro einen Freund, Bruder. Seit ich seine Familie kennengelernt habe, umso mehr. Das sind so nette Menschen! So ähnlich unseren Menschen vom Balkan. Ich werde nie vergessen, dass er mich und Patricia zu der Papi Chulo Party mitgenommen hat. Er hat uns damit eine Tür geöffnet die für uns sonst nie aufgegangen wäre. Wir haben etwas erlebt, dass man nie vergisst. Er hatte immer zu uns gestanden, auch nachdem man ihn vor den Fans gewarnt hatte. Darum wollte ich unbedingt zu seinem Geburtstag gehen. Ich wollte damit einfach danke sagen. Danke für alles! Danke für die Freundschaft. Schade, dass Patricia wegen dem Corona Virus ihr Flug stornieren musste. Schade, dass ich so schnell wieder wegmusste. Alejandro, Patricia und ich hätten sicher wieder eine Menge Spass miteinander!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen