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Freitag, 20. März 2020

Mein Trip nach LA in der Corona Zeit - Teil 4


Tag 4




 

Auch in dieser Nacht hatte ich kaum geschlafen. Eine Weile versuchte ich nochmals einzuschlafen. Ohne Erfolgt. Ich zündete das Licht an und holte mein Handy. Alejandro war schon online. Wahrscheinlich konnte er nicht schlafen, weil er mir sein Zimmer überlassen hatte. Eine Weile klickten wir uns gegenseitig im Instagram und Facebook an. In was für einer komischen Welt wir leben, dachte ich. Wir waren im gleichen Haus und konnten beide nicht schlafen. Aber jeder glotzte in sein Handy, anstatt aufzustehen, in die Küche zu gehen, einen Kaffee zu machen, und sich zu unterhalten.

Ich wartete bis 8 Uhr, bis ich in den Wohnbereich ging. Ich wollte nicht die erste sein. Doch die Familie sass schon vor dem Fernseher, als ich reinkam. Alejandros Tante stand sofort auf und ging zum Kochherd. Bald zauberte sie für uns feine Tortillas mit Zimt. Dazu gab es Kaffee mit Milch und feine Cookies. Ich fühlte mich Jahre zurück versetzt in die Zeit als meine Grossmutter noch lebte und ich bei ihr zu Besuch war. Grundsätzlich sind Mexikaner genauso gastfreundlich wie Ex-Jugoslawen. Die Tante bekochte uns und der Vater unterhielt sich mit mir über den Gott und die Welt. Nicht über Corona.  Obwohl im Fernsehen ständig über das Virus berichtet wurde, hörte dem niemand zu. Die Patinos lebten in einer eigenen Welt.

Juan Patino ist ein aussergewöhnlicher Mensch. Fröhlich, lustig, intelligent und mit seinen 85 Jahren immer noch temperamentvoll. Er war früher viel gereist und dem entsprechend war er offen und interessiert für Neues. Er wusste viel zu erzählen. Auch war er der erste Mensch den ich im Ausland traf, der die Schweiz nicht mit Schokolade oder mit Banken assoziierte. Er verband die Schweiz mit den Kühen. Er wusste genau wie eine Schweizer Kuh aussehen sollte. Er wünscht sich irgendwann die Schweiz und Holland zu sehen. Senor Patino liebt Musik. Er singt leidenschaftlich gerne Karaoke. Nach dem Frühstück schaltete er eine riesengrosse Musikanlage ein und brachte eine Schachtel mit mehreren Mikrofonen. Minutiös suchte er das richtige aus und richtete den Fernseher so ein, dass er dort den Text sehen kann. Aus tiefster Seele sang er melancholische mexikanische Lieder die von Liebe, Einsamkeit und dem Tod handelten. Ich hörte ihm gebannt zu und wünschte mir ich hätte mal einen solchen Vater gehabt. Ich beneidete Alejandro um ihn – nicht nur um ihn, sondern auch um die ganze Familie. Was für ein Zusammenhalt! Ich fand es schade, dass ich sie bald verlassen musste.

Ich habe vergessen zu sagen, dass ich am Morgen als ich nicht schlafen konnte, bereits einen Retour-Flug in die Schweiz für den nächsten Dienstag, den 17. März, gebucht hatte. Ich wollte ursprünglich bis zum 28. bleiben. Ich musste einen Flug über London buchen, da Swiss nicht mehr USA anfliegen durfte. England und Irland stufte Präsident Trump nicht so gefährlich ein wie den Rest von Europa. Ich machte mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Sorgen. Ich war nur traurig, dass meine so lang ersehnte Ferien ins Wasser gefallen waren.

Zum Mittagessen machte Papa Juan für uns Burritos. Das waren meine ersten richtigen Burritos. Ich liebte sie auf Anhieb. Etwas später kam Alejandros Schwester mit ihrem Mann. Sehr sympathische Leute. Wir unterhielten uns in einem fliessenden Mix aus Spanisch und Englisch. Alejandro erzählte mir, dass die Leute die mich nach der Party wieder nach LA fahren sollten, wegen der Grippe abgesagt hatten. Es sah aus, als ob ich noch eine Nacht bei den Patinos bleiben sollte. Das machte mir nichts aus. Im Gegenteil. Ich freute mich darauf.

Nach dem Mittag machten wir uns alle hübsch und gingen zusammen über die Strasse. Die Schwestern von Alejandro haben tolle Arbeit geleistet! Alles war im Hollywood Stiel eingerichtet, mit viel Glanz und Glamour. Es gab einen Red Carpet wo man sich mit Alejandro fotografieren konnte und ein Walk of Fame mit wichtigsten Filme in denen er gespielt hatte. Just auf die Party hat der Regen aufgehört. Die Gäste konnten einen Spaziergang durch den schönen, grossen Garten machen und die Kinder auf dem Spielplatz spielen. Wir waren kaum eine viertel Stunde dort als ich hörte das Papa Juan bereits Karaoke sang. Die Gäste kamen nach und nach. Ich schätze es waren etwa 100. Eine illustre Schar der Amerikaner mit latinischen Wurzeln. Die meisten unterhielten sich auf Englisch, obwohl immer wieder einige Spanische Wörter dazwischen rutschten. Gegen Abend ging die Party so richtig los. Zumindest für die Frauen. Wir standen im Kreis und tanzten, jede für sich. Aber immer wieder musste eine in die Mitte gehen und eine Solo Nummer vorführen, angefeuert von den anderen. Bald gesellte sich auch Papa Juan zu uns. In seinem tadellosen dunklen Anzug und seinem eleganten Hut sah er umwerfend aus. Langsam aber voll im Rhythmus tanzte er, angefeuert von Frauen jeden Alters. Man sah es ihm an, wie gerne er tanzte. Sein ganzer Körper tanzte mit. Ich tanzte die ganze Zeit. Das Tanzen hatte den Vorteil, dass man nicht fror. Inzwischen wurde es kühl draussen.

Und was wurde aus meinem Vorhaben «Sozial Distancing» einzuhalten? Unmöglich! Anfangs versuchte ich es noch den Leuten die ich kennengelernt hatte nicht die Hand zu geben, natürlich mich immer auf Corona berufend. Die meisten aber hielten wie Alejandro alles für Panikmacherei. Sie küssten sich und umarmten ohne Bedenken. Nicht einmal der 85-Jährige Juan Patino wurde davon verschont. Irgendwann gab ich auch auf. Es war unmöglich sich zu distanzieren, ohne sich lächerlich zu machen. Ich verbannte Corona aus meinen Gedanken und genoss das Fest in vollen Zügen. Und das war gut so.  HHHdjskjd

Fortsetzung folgt…

Donnerstag, 19. März 2020

My trip to LA in the Corona era


The day 3

 

On the way to my hotel we stopped at Alejandro's apartment. He got a small bag for me in which I could take my things for the night and for the party. He proudly showed me his orange tree and a small pretty garden with many home-grown flowers, in which he often spent his free time. We left around three in the afternoon. Towards San Diego. We drove slowly - the famous LA rush hour. But with good music and interesting conversations, it was tolerable. If good conversations with my Tarzan English were even possible. But since my Spanish is better than my English, I gave way to Spanish for words I didn't know.

Alejandro is a driving virtuoso. He can talk, sing, press something on the cell phone and drive - all at the same time. But he did it all so confidently that I still felt absolutely safe. The only thing that worried me was his cough. He didn't cough properly, but a hypochondriac sees danger in everything. And a cough in the time of the corona was more than suspicious.

We arrived at Perris around 6 p.m., where most of his siblings and widowed father lived. We entered a nice, big house. A beautiful open kitchen went seamlessly into the living area, then it went to the dining area and to a corridor from which several doors led somewhere. You couldn't see the end of the passage. I recognized Alejandro's father immediately. He had an extras role in Papi Chulo. He greeted me kindly, as did Alejandro's aunt who lived in the same house. Two funny yard dogs looked at me with interest through the glass door that led into the garden. I immediately felt comfortable.

A little later we went to the other side of the street where his sister lived and where the party was to take place. This house looked huge from the outside! The same inside. A beautiful open kitchen, a living area, a dining area. At least a hundred square meters in size. Countless sisters, nieces, great nieces and great nephews scurried through the house. For the best sake, I couldn't remember who was who. The party was supposed to take place in the garden and Alejandro and I went outside to help. When I saw the garden, I first thought that the family ran a restaurant. But Alejandro explained to me that the family had children, dogs and a lot of visitors. They liked to have parties.

First you entered a covered terrace. It stretched the entire length of the house and around the corner. 13 round tables of 6 people per table easily found space. After the terrace came the actual garden. It was huge! With several gazebos in which there was a karaoke place and a place for the DJ. There was a large playground for the little ones, and a basket for basketball for the older boys. Countless stone tables and benches, beautiful flowers and garden decorations made this place an absolute oasis of wellbeing.

When more or less everything was set up, we went back into the house. We were allowed to try the food that would be served tomorrow. It was delicious. Above all, spicy. The way I like it. All those who just had the time sang karaoke. About the music that was playing on Alejandro's cell phone. Above all, his 85-year-old father, who also did a short but hot Latin dance. Although I was a complete stranger who happened to be stranded by Corona, I felt absolutely comfortable. They talked to me and were happy that I spoke Spanish. There was a lot of singing and laughing that evening. Many kisses and hugs were exchanged, many hands shaken. I tried to talk to them about keeping a distance of one meter. They just laughed. "We are a family! Nothing happens there. » I gave up. Apparently, Corona hadn't yet arrived halfway between Los Angeles and San Diego.

 To be continued…

Mein Trip nach LA in der Corona Zeit - Teil 3


Tag 3

 
Auf dem Weg zu meinem Hotel hielten wir bei Alejandros Wohnung an. Er holte für mich eine kleine Tasche in der ich die Sachen für die Übernachtung und für die Party mitnehmen konnte. Stolz zeigte er mir seinen Orangen Baum und einen kleinen hübschen Garten mit vielen selbst gepflanzten Blumen, in dem er oft seine Freizeit verbrachte.
Gegen drei am Nachmittag fuhren wir los. Richtung San Diego. Bald durfte ich die berühmte Rushhour von LA erleben. Es ging nur schleppend voran. Doch mit guter Musik und interessanten Gesprächen, liess es sich aushalten.  Sofern gute Gespräche mit meinem Tarzan-Englisch überhaupt möglich waren. Aber da mein Spanisch besser als mein English ist, weichte ich bei Wörtern die ich nicht kannte auf Spanisch.
Alejandro ist ein Fahrvirtuos. Er kann reden, singen, etwas am Handy drücken und fahren – alles zur gleichen Zeit. Er machte das alles aber so souverän, dass ich mich trotzdem absolut sicher fühlte. Das einzige das mir Sorgen machte, war sein Husten.  Er hustete nicht richtig, aber ein Hypochonder sieht in allem eine Gefahr.  Und ein Husten in Zeit der Corona war mehr als verdächtig.
Gegen 18 Uhr kamen wir im Perris an, wo die meisten seiner Geschwister und der verwitwete Vater lebten. Wir betraten ein hübsches, nicht auffälliges Haus. Doch das äussere Täuschte. Erst von Ihnen sah man wie riesig, das Haus war! Eine wunderschöne offene Küche ging nahtlos in die Wohnecke, dann ging es zu der Essecke und zu einem Gang, aus dem mehrere Türen irgendwohin führten.  Das Ende des Ganges konnte man nicht überblicken.  Ich erkannte Alejandros Vater sofort. Er hatte eine Statistenrolle in Papi Chulo. Er begrüsste mich freundlich, ebenso seine Tante die im gleichen Haus wohnte.  Zwei lustige Hofhunde betrachteten mich interessiert durch die Glastür, die in den Garten führte. Ich fühlte mich sofort wohl.
Etwas später gingen wir auf die andere Strassenseite wo seine Schwester wohnte und wo die Party stattfinden sollte. Dieses Haus sah schon von ausser riesig aus! Drinnen dasselbe. Eine wunderschöne offene Küche, eine Wohnecke, eine Essecke. Mindestens hundert Quadratmeter gross. Unzählige Schwestern, Nichten, Grossnichten und Grossneffen huschten beschäftigt durch das Haus. Beim besten willen konnte ich mir nicht merken wer wer war. Die Party sollte im Garten stattfinden und Alejandro und ich gingen nach draussen um zu helfen. Als ich den Garten sah, dachte ich zuerst, dass die Familie ein Restaurant betrieb. Doch Alejandro erklärte mir das die Familie Kinder, Hunde und viel Besuch hätte. Sie machten gerne Partys.
Zuerst betrat man eine gedeckte Terrasse. Sie erstreckte sich über die ganze Hauslänge und um die Ecke auch noch. 13 runde Tische a 6 Personen pro Tisch fanden darin locker Platz. Nach der Terrasse kam der eigentliche Garten. Der war riesig! Mit mehreren Gartenlauben in denen sich ein Karaoke Platz und ein Platz für den DJ befand. Für die Kleinen gab es einen grossen Spielplatz, für die älteren Jungs ein Korb für den Basketball.  Unzählige Tische und Bänke aus Stein, wunderschöne Blumen und Gartendekorationen machten aus diesem Platz eine absolute Wohlfühloase.
Als mehr oder weniger alles eingerichtet war, gingen wir wieder ins Haus. Wir durften das Essen, das morgen serviert würde, probieren. Es war lecker. Vor allem scharf. So wie ich es mag.  Dazu sangen alle, die gerade Zeit hatten, Karaoke. Zu der Musik, die auf dem Handy von Alejandro lief. Allen voran sein 85-jähriger Vater, der dazu noch einen kurzen aber heissen Latinotanz einlegte. Obwohl ich eine völlig Fremde war, die zufällig durch Corona bei ihnen gestrandet war, fühlte ich mich absolut wohl. Sie unterhielten sich mit mir und freuten sich, dass ich spanisch sprach. Es wurde viel gesungen und viel gelacht an jenem Abend. Auch wurden viele Küsse und viele Umarmungen ausgetauscht, viele Hände geschüttelt.  Ich versuchte sie darauf anzusprechen, dass man die Distanz von einem Meter einhalten sollte. Sie lachten nur.  «Wir sind eine Familie! Da passiert schon nichts.» Ich gab auf. Anscheinen war Corona auf dem halben weg zwischen Los Angeles und San Diego noch nicht angekommen.
Fortsetzung folgt…

Mittwoch, 18. März 2020

My trip to Los Angeles in the Corona era - Part 2


The day 2

 

Next morning, it was Friday, the 13th, I woke up at 4 a.m. I had only slept for a few hours. The jet lag was noticeable. There was still three hours to kill until breakfast. But when you're at home in social media like me, time flies relatively quickly. I also had to reassure all of my friends and relatives at home who wanted to know if I was okay. I didn't understand the whole hype. I knew that Europeans were no longer allowed to enter the USA, but I didn't care. On the contrary. I thought it would be better if the tourist attractions weren't so crowded.

I never thought that the world could change like this within two days. Switzerland needed weeks to decide to ban at least major events. In Switzerland all restaurants were still open and in Germany football matches were still held in front of an audience. By the time the Americans take action against Corona spread, I'll be on my way home again.

For me it was clear that as a European you just can't enter. You can always leave, I thought. Swiss comes with empty planes and picks us up, or they delegate it to another company. I thought. When I think about it now, it becomes clear to me that I didn't really think about it because I really wanted to go to LA. I am like a pit bull. If I bite into something, you can hardly stop me.

After breakfast Alejandro picked me up.

"Universal studios are closed," he said as we drove off.

"What?" I asked insistently.

"Yes. Likewise museums and other attractions. »

"What do we do now?"

"We could go to Hollywood Hills and visit the Griffith Observatory," Alejandro replied. "The observatory is closed, but the view from the top is terrific!"

So we drove to the hills. It was pouring rain. Alejandro kept showing me places from where you normally see the Hollywood sign. But the rain covered every view.

"Hopefully we'll see something there," I said.

«Hey, that's LA! Here the weather can suddenly change! Alejandro replied cheerfully.

On the way he showed me where the scene from "Papi Chulo" where he and Matt Bomer go hiking was filmed. We were alone on the way to the hills. Empty parking spaces lined the way. They looked ghostly. Only a coyote came towards us.

"What a coincidence!", Said Alejandro. "A coyote!"

In the film "Papi Chulo", coyotes symbolize loneliness. It was a special coincidence that we met one here.

When we got to the observatory it was still raining heavily. The fog joined the rain. There was no mention of the view. The high-rise buildings of Los Angeles were known far away. We took some photos and drove back. We stopped at a Starbucks Coffee to have a coffee and plan the rest of the day. Alejandro lives in LA for many years. He has a small apartment in the Hollywood district and knows everything you need to know there. We drove to a hill on which there were a lot of beautiful Victorian houses. The rain subsided somewhat. We went for a little walk. On the way back he showed me a place where "Fast and Furious" was filmed where he played a supporting role. It was where Paul Walker always ordered his sandwich.

We also drove to a small lake where the "Papi Chulo" boat scene was filmed.

For lunch we went to a wine shop. He knew that I like to drink wine. The food was great! The wine too. A young man played latino music on the guitar. We considered where we could go. But there weren't many options. Visiting the beach when it rained made no sense either.

«I have to help my sisters prepare the party tonight. If you want, you can come with me. »

"I don't want to bother you," I replied.

"You are not bothering. Everything is closed here anyway. »

I was honored that he invited me to his home. I know that the family is very important to him.

«However, we will have to spend the night there. The ride takes 3 hours with the rush hour. And the party is already tomorrow afternoon. »

"Do you have room for me?"

"More than enough!" Alejandro replied.
 

To be continued…

Mein Trip nach LA in der Corona Zeit - Teil 2


Der Tag 2


 
 
 
Am nächsten Morgen, es war Freitag der 13-te, erwachte ich schon um 4 Uhr. Ich hatte nur ein paar Stunden geschlafen. Der Jetlag machte sich bemerkbar, für mich war es schon 12 Uhr mittags. Bis zum Frühstück gab es noch drei Stunden zum totschlagen. Doch wenn man wie ich in den Sozialen Medien zu Hause ist, geht die Zeit relativ schnell vorbei. Ich musste auch alle meine Freunde und Verwandte zu Hause beruhigen, die wissen wollten ob ich gut angekommen war. Ich verstand den ganzen Rummel nicht. Ich wusste, dass ab heute die Europäer nicht mehr ins Land gelassen werden, aber das beschäftigte mich nicht gross. Im Gegenteil. Ich dachte, dass es sogar ein Vorteil sein wird, wenn die Touristenattraktionen nicht so überfüllt sind.

Ich hätte nie gedacht, dass sich die Welt innerhalb von zwei Tagen so verändern kann. Die Schweiz brauchte Wochen um sich zu entscheiden wenigstens Grossanlässe zu verbieten. Bei uns waren immer noch alle Restaurants offen und in Deutschland wurden immer noch Fussballspiele vor Publikum durchgeführt. Bis die Amerikaner anfangen Massnahmen zu treffen, werde ich schon wieder auf dem Weg nach Hause sein.

Für mich war es klar, dass man als Europäer nur nicht einreisen kann. Ausreisen kann man immer, dachte ich. Die Swiss kommt mit leeren Flugzeugen und holt uns ab, oder sie delegieren das an eine andere Gesellschaft. Dachte ich. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wird es mir klar, dass ich mir die Sache gar nicht richtig überlegt hatte, weil ich unbedingt nach LA wollte. Ich bin wie ein Pitbull. Wenn ich mich in etwas verbeisse, kann man mich kaum stoppen.  

Nach dem Frühstück holte mich Alejandro ab.

«Universalstudios sind geschlossen», sagte er als wir losfuhren.

«Was?», fragte ich einsetzt.

«Ja. Ebenso Museen und andere Attraktionen.»

«Was machen wir jetzt?»

«Wir könnten zu Hollywood Hills fahren und das Griffith-Observatorium besuchen», antwortete Alejandro. «Das Observatorium ist zwar geschlossen aber die Aussicht von oben ist grandios!»

Also fuhren wir zu den Hills. Es regnete in Strömen. Alejandro zeigte mir immer wieder Stellen von wo aus man normalerweise das Hollywood Zeichen sieht. Doch die graue Sauce, die aus dem Himmel schüttete, verhinderte jede Aussicht.

«Hoffentlich sehen wir etwas von dort oben», sagte ich.

«Hey, das ist LA! Hier kann das Wetter plötzlich wechseln! », antwortete Alejandro fröhlich.

Unterwegs zeigte er mir wo die Szene aus «Papi Chulo», wo er und Matt Bomer wandern gehen, gedreht wurde. Wir waren alleine unterwegs zu den Hills. Die leeren Parkplätze, die sonst von Touristen heiss begehrt sind, wirkten gespenstisch. Nur ein Kojote kam uns entgegen.

«Wie passend!», sagte Alejandro. «Ein Kojote!»  

Im Film «Papi Chulo» symbolisieren Kojoten die Einsamkeit.  Dass wir gerade hier einem begegneten, war schon ein besonderer Zufall.

Als wir beim Observatorium angekommen waren, regnete es immer noch in Strömen. Zum Regen gesellte sich noch der Nebel. Von der Aussicht war keine Rede. In weiter Ferne erahnte man die Hochhäuser von Los Angeles.  Wir machten einige Fotos und fuhren zurück. Bei einem Starbucks Coffee hielten wir an, um einen Kaffee zu trinken und den weiteren Ablauf des Tages zu planen. Alejandro lebt seit vielen Jahren in LA. Er hat eine kleine Wohnung im Stadtteil Hollywood und kennt alles was man dort kennen muss. Wir fuhren zu einem Hügel auf dem es ausschliesslich wunderschöne Viktorianischen Häusern gab.  Der Regen liess etwas nach. Wir machten einen kleinen Spaziergang. Auf dem Weg zurück zeigte er mir eine Stelle wo «Fast and Furious» gedreht wurde, in dem er eine Nebenrolle spielte. Es war die Stelle wo Paul Walker immer sein Sandwich bestellte.
Ebenso fuhren wir zu einem kleinen See wo die "Papi Chulo" Boot-Szene gedreht wurde.

Zum Mittagessen gingen wir in eine Vinothek.  Er wusste, dass ich gerne Wein trinke. Das Essen war grossartig! Der Wein auch. Ein junger Mann spielte auf der Gitarre Latino-Musik. Wir überlegten wohin wir noch gehen könnten. Doch es blieben nicht viele Möglichkeiten. Der Strand beim Regen zu besuchen machte auch keinen Sinn.

«Ich muss heute Abend meinen Schwestern helfen die Party vorzubereiten. Wenn du willst, kannst du mitkommen.»

«Ich möchte euch nicht stören», antwortete ich.

«Du störst nicht. Hier ist eh alles zu.»

Ich fühlte mich geehrt, dass er mich zu sich nach Hause eingeladen hat. Ich weiss, dass die Familie für ihn heilig ist. 

«Allerdings, werden wir dort übernachten müssen. Mit der Rushhour dauert die Fahrt 3 Stunden. Und die Party ist schon ab morgen Nachmittag.»

«Habt ihr Platz für mich?», fragte ich.

«Mehr als genug!», antwortete Alejandro.

 
Fortsetzung folgt…

My trip to Los Angeles in the Corona era

 
The day 1
 

After my short trip to LA (4 days) I decided to spend the rest of my vacation in a 14-day voluntary isolation. Why?

Before I tell the story, I want to describe my isolation. Richard and I have an Motorhome. It is right in front of our house. It is is fully equipped with a kitchen, bathroom with toilet and shower, bedroom, living room. There is also a gas heater. Our house has several entrances. One is behind the house and leads directly into the laundry room. There I can fetch water or dispose of the wastewater without having any contact with anything from the rest of the house. Once a day I walk with my dog Lennon in the forest. He needs it and so do I. I avoid people. When we are back, Lennon doesn't really understand why I let him into the garage and immediately disappear. My husband cooks for me as usual. We have put a table next to the motorhome entrance. He puts the food there and when he's gone, I open the door and take it. I do the washing myself and keep all the plates here. We have enough dishes. In the fridge I have some sweets and a few bottles of white wine, after all I'm on vacation. And alcohol is part of vacation. There was meat soup for lunch today and my favorite spaghetti Bolognese for dinner. We took the aperitif together - by video conference. We clink glasses over the camera. The first night I slept wonderfully! I had been traveling for 30 hours before, not knowing if I could reach my home. In the afternoon I had a siesta again. Isolation also has advantages - you suddenly have time.

And now to my story:

I don't feel sick, but in the past 4 days I've had more social contacts than I usually have in a year. There were also some coughing and sneezing Asians with masks flying to LA. For 12 hours. In LA my friend Alejandro picked me up at the airport. He was the reason why I chose this trip despite the uncertain situation. He celebrated his 60th birthday and I wanted to be there. The Puritans among you are probably wondering why a married woman flies over the ocean to attend another man's birthday? Imagine men and women can actually be real friends! Without ulterior motives. It really does exist! The secret of who Alejandro is and how this friendship came about will be revealed later.

So when Alejandro and I drove to my hotel in his car, he coughed a little.

"Did you cough?" I asked, worried.

"It's nothing!" He said.

"Do you think it's good to have the party?" I asked.

"Why not?" He paused. "The weather should get better."

The weather forecasts were not what you would expect in LA. But they weren't what reassured me.

"I don't mean because of the weather."

"Why then?"

"Because of the Corona!"

"Oh," he waved, "this is a family celebration!"

I looked at him. He was joking I thought. But no, he was serious.

"Do not worry!" He laughed mischievously. «It's all panic! It's flu and no more. »

"OK," I thought. "You can have your opinion, but I will keep my distance."

So it was thought. But it turned out quite differently…

I invited Alejandro for dinner in the bar of my hotel. Thanks for picking me up. I asked him to order something Mexican. He ordered nachos and jalapenos. And then it was over with “social distance”. You ate the food with your fingers, from the same plate!

I admit that a hypochondriac like me cannot control his fear of infection as well. But I like Alejandro and didn't want to offend him. So I disinfected my hands with a disinfectant that I had with me and ate with him from the same plate. I drank two Prosecco - as an internal disinfection. It also made me don't care anymore if I got Corona.

The sequel will follow tomorrow ...

Dienstag, 17. März 2020

Mein Trip nach Los Angeles in Zeit der Corona


Der Tag 1

 

 
 
Nach meinem Kurztrip nach LA (4 Tage) habe ich mich entschlossen den Rest meinen Ferien in einer 14-tagigen freiwilligen Isolation zu verbringen. Warum?

Bevor ich die Geschichte erzähle, möchte ich meine Isolation beschreiben. Richard und ich haben ein Wohnmobil. Es steht direkt vor unserem Haus. Es ist nicht all zu gross aber auch nicht klein. Und es ist komplett eingerichtet mit Küche, Bad mit WC und Dusche, Schlafraum, Wohnraum. Eine GAS-Standheizung gibt es auch. Unser Haus hat mehrere Eingänge. Einer ist hinter dem Haus und führt direkt in die Waschküche. Dort kann ich den Nachschub von Wasser holen oder das Abwasser entsorgen, ohne Kontakt mit etwas aus dem restlichen Haus zu haben. Ein Mal pro Tag gehe ich mit meinem Hund Lennon in den Wald spazieren. Er braucht es und ich auch. Ich meide Leute. Lennon versteht aber nicht so recht warum ich ihn in die Garage lasse, und sofort verschwinde. Mein Mann bekocht mich wie immer. Wir haben einen Tisch neben dem Eingang des Wohnmobils eingerichtet. Er stellt das Essen dort hin und wenn er weg ist, öffne ich die Tür und nehme es. Ich wasche selber ab und behalte alle Teller bei mir. Wir haben genug Geschirr. Im Kühlschrank habe ich einige Kleinigkeiten für zwischen durch und einige Flaschen Weisswein, ich habe schliesslich Ferien. Und zu Ferien gehört der Alkohol. Zum Mittagessen gab es heute Fleischsuppe und zum Abendessen mein Lieblingsgericht Spaghetti Bolognese. Den Aperitif nehmen wir zusammen – per Videokonferenz. Wir stossen über die Kamera an. In der ersten Nacht habe ich wunderbar geschlafen! Ich war zuvor 30 Stunden unterwegs, ohne es zu wissen, ob ich es bis nach Hause schaffen werde. Am Nachmittag habe ich bereits wieder Siesta gemacht. Eine Isolation hat auch Vorteile – man hat plötzlich Zeit.

Und nun zu meiner Geschichte:

Ich fühle mich nicht krank oder so, aber in den letzten 4 Tagen habe ich mehr sozialen Kontakten gehabt als ich es normalerweise in einem ganzen Jahr habe. Auch gab es einige hustende und niesende Asiaten mit Masken im Flugzeit nach LA. 12 Stunden lang. In LA holte mich mein Freund Alejandro am Flughafen ab. Er war der Grund warum ich mich trotz unsicherer Lage für diese Reise entschieden hatte. Er feierte seinen 60 Geburtstag und ich war eingeladen. Die Puritaner unter euch fragen sich bestimmt warum eine verheiratete Frau über den Ozean fliegt um bei dem Geburtstag eines anderen Mannes dabei zu sein? Stellt euch mal vor Männer und Frauen können tatsächlich richtige Freunde sein! Ohne Hintergedanken. Das gibt es wirklich! Das Geheimnis, wer Alejandro ist und wie es zu dieser Freundschaft kam, werde ich später lüften.

Also als Alejandro und ich in seinem Auto zu meinem Hotel fuhren, hustete er ein wenig.

«Hustest du?», fragte ich beunruhigt.

«Das ist doch nichts!», sagte er.

«Findest du es gut, wenn du das Fest machst?», fragte ich weiter.

«Warum nicht?», stutzte er. «Das Wetter sollte einigermassen sein.»

Die Wetterprognosen waren alles andere als das was man in LA erwartet. Aber die waren nicht das, was mich beunruhigte.

«Ich meine nicht wegen des Wetters.»

«Warum denn?»

«Wegen Corona!»

«Ach», winkte er ab «das ist ein Familienfest!»

Ich sah ihn an. Er machte einen Witz dachte ich. Aber nein, er meinte es ernst.

«Don’t worry!» Er lachte spitzbübisch. «Das ist alles Panikmacherei! Es ist eine Grippe und nicht mehr.»

«OK», dachte ich. «Du kannst deine Meinung haben, aber ich werde mich von dir und den Leuten auf dem Fest auf Distanz halten.»

So war es gedacht. Doch es kam ganz anders…

In der Bar meines Hotels lud ich Alejandro zum Abendessen ein. Aus dank, dass er mich abgeholt hat. Ich bat ihn etwas Mexikanisches zu bestellen. Er bestellte Nachos und Jalapenos. Und da war es vorbei mit «Sozialen Distanz». Das Essen ass man mit Finger, aus dem gleichen Teller!

Ich gebe es zu – es ist schwierig für einen Hypochonder wie ich, seine Angst von der Ansteckung einfach abzulegen. Aber ich mag Alejandro und wollte ihn nicht beleidigen. So desinfizierte ich meine Hände mit einem Mittel das ich dabei hatte und ass aus dem gleichen Teller. Dazu trank ich zwei Prosecco– als innere Desinfektion. Das bewirkte auch, dass es mir danach egal war, ob ich mich anstecke.

Wie die Geschichte weiterging, erzähle ich euch morgen.