Seiten

Donnerstag, 19. März 2020

Mein Trip nach LA in der Corona Zeit - Teil 3


Tag 3

 
Auf dem Weg zu meinem Hotel hielten wir bei Alejandros Wohnung an. Er holte für mich eine kleine Tasche in der ich die Sachen für die Übernachtung und für die Party mitnehmen konnte. Stolz zeigte er mir seinen Orangen Baum und einen kleinen hübschen Garten mit vielen selbst gepflanzten Blumen, in dem er oft seine Freizeit verbrachte.
Gegen drei am Nachmittag fuhren wir los. Richtung San Diego. Bald durfte ich die berühmte Rushhour von LA erleben. Es ging nur schleppend voran. Doch mit guter Musik und interessanten Gesprächen, liess es sich aushalten.  Sofern gute Gespräche mit meinem Tarzan-Englisch überhaupt möglich waren. Aber da mein Spanisch besser als mein English ist, weichte ich bei Wörtern die ich nicht kannte auf Spanisch.
Alejandro ist ein Fahrvirtuos. Er kann reden, singen, etwas am Handy drücken und fahren – alles zur gleichen Zeit. Er machte das alles aber so souverän, dass ich mich trotzdem absolut sicher fühlte. Das einzige das mir Sorgen machte, war sein Husten.  Er hustete nicht richtig, aber ein Hypochonder sieht in allem eine Gefahr.  Und ein Husten in Zeit der Corona war mehr als verdächtig.
Gegen 18 Uhr kamen wir im Perris an, wo die meisten seiner Geschwister und der verwitwete Vater lebten. Wir betraten ein hübsches, nicht auffälliges Haus. Doch das äussere Täuschte. Erst von Ihnen sah man wie riesig, das Haus war! Eine wunderschöne offene Küche ging nahtlos in die Wohnecke, dann ging es zu der Essecke und zu einem Gang, aus dem mehrere Türen irgendwohin führten.  Das Ende des Ganges konnte man nicht überblicken.  Ich erkannte Alejandros Vater sofort. Er hatte eine Statistenrolle in Papi Chulo. Er begrüsste mich freundlich, ebenso seine Tante die im gleichen Haus wohnte.  Zwei lustige Hofhunde betrachteten mich interessiert durch die Glastür, die in den Garten führte. Ich fühlte mich sofort wohl.
Etwas später gingen wir auf die andere Strassenseite wo seine Schwester wohnte und wo die Party stattfinden sollte. Dieses Haus sah schon von ausser riesig aus! Drinnen dasselbe. Eine wunderschöne offene Küche, eine Wohnecke, eine Essecke. Mindestens hundert Quadratmeter gross. Unzählige Schwestern, Nichten, Grossnichten und Grossneffen huschten beschäftigt durch das Haus. Beim besten willen konnte ich mir nicht merken wer wer war. Die Party sollte im Garten stattfinden und Alejandro und ich gingen nach draussen um zu helfen. Als ich den Garten sah, dachte ich zuerst, dass die Familie ein Restaurant betrieb. Doch Alejandro erklärte mir das die Familie Kinder, Hunde und viel Besuch hätte. Sie machten gerne Partys.
Zuerst betrat man eine gedeckte Terrasse. Sie erstreckte sich über die ganze Hauslänge und um die Ecke auch noch. 13 runde Tische a 6 Personen pro Tisch fanden darin locker Platz. Nach der Terrasse kam der eigentliche Garten. Der war riesig! Mit mehreren Gartenlauben in denen sich ein Karaoke Platz und ein Platz für den DJ befand. Für die Kleinen gab es einen grossen Spielplatz, für die älteren Jungs ein Korb für den Basketball.  Unzählige Tische und Bänke aus Stein, wunderschöne Blumen und Gartendekorationen machten aus diesem Platz eine absolute Wohlfühloase.
Als mehr oder weniger alles eingerichtet war, gingen wir wieder ins Haus. Wir durften das Essen, das morgen serviert würde, probieren. Es war lecker. Vor allem scharf. So wie ich es mag.  Dazu sangen alle, die gerade Zeit hatten, Karaoke. Zu der Musik, die auf dem Handy von Alejandro lief. Allen voran sein 85-jähriger Vater, der dazu noch einen kurzen aber heissen Latinotanz einlegte. Obwohl ich eine völlig Fremde war, die zufällig durch Corona bei ihnen gestrandet war, fühlte ich mich absolut wohl. Sie unterhielten sich mit mir und freuten sich, dass ich spanisch sprach. Es wurde viel gesungen und viel gelacht an jenem Abend. Auch wurden viele Küsse und viele Umarmungen ausgetauscht, viele Hände geschüttelt.  Ich versuchte sie darauf anzusprechen, dass man die Distanz von einem Meter einhalten sollte. Sie lachten nur.  «Wir sind eine Familie! Da passiert schon nichts.» Ich gab auf. Anscheinen war Corona auf dem halben weg zwischen Los Angeles und San Diego noch nicht angekommen.
Fortsetzung folgt…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen